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„UND WO IST DEIN BERGIE?“ – RADUNO DIE CANI DA PASTORE BERGAMASCO COBLENZA 2023

Bericht und Fotos von Berit Langer

Ja… Mein Bergie war das Wochenende zu Hause, damit Juniorfrauchen beim Bergamasker Treffen in Koblenz die Hände frei hatte, wie vereinbart Fotos zu machen. Immerhin war ich doch als Programmpunkt angereist.

Natürlich ist diese Frage bei einem solchen Treffen absolut nachvollziehbar und doch fand ich es auch witzig, denn sonst bekommt man ja immer nur in Begleitung des zotteligen Vierbeiners Fragen gestellt, die dann auch mehr aus der Richtung „Was ist das denn für eine Rasse?“, bzw. „Ist das eine Rasse?“, und „Gehört das Fell so…?“ kommen. Das hundelose Unter’s-Volk-Mischen hatte aber auch definitiv Vorteile: Ich hatte nicht nur Kopf und Hände frei, Fotos von diesem Wochenende zu machen, da ich ja nicht noch auf den eigenen vierbeinigen Freund Acht geben und mich um dessen Bedürfnisse kümmern musste, sondern konnte auch stressfrei die ganzen anderen Zwei- und Vierbeiner ein bisschen kennen lernen. Und da das mein erstes Bergamasker-Treffen meines Lebens war und ich somit so gut wie niemanden kannte und die, die ich kannte, zumeist nur über die sozialen Medien, hatte das durchaus auch etwas Angenehmes. Und ich kann jetzt einen Bericht schreiben, der vielleicht eine etwas mehr beobachtende Perspektive einnimmt.

Nun, Beginn dieses besonderen Wochenendes war der Freitag, 29. September 2023. Und vermutlich würde den auch wirklich jeder, der an diesem Wochenende da war, anders beschreiben, denn während die ersten Gäste das Gelände bereits am Mittag erreichten, standen andere noch in langen Staus, die die Ankunft in die Nacht verlagerten, oder hatten sowieso geplant, erst am Samstag dazu zu stoßen. Das Orga-Team hatte am Freitag auch noch alle Hände voll zu tun, Wegweiser aufzustellen, Banner aufzuhängen, um die Gäste auch ordentlich willkommen zu heißen, Park- und Wohnmobilstellplätze auszuweisen, die Kühlschränke zu füllen, Lampen als Wegweiser zu den Ausgängen in den dunkleren Stunden aufzustellen und einen eingezäunten Welpenspielplatz einzurichten, der letztendlich aber nicht nur von den Kleinen, sondern auch von den Großen und den Zweibeinern genutzt wurde. Und ich verbrachte den Tag mit Zugfahren – aus der eigentlich dreistündigen Zugfahrt mit einem Umstieg erwuchs sich eine Odyssee von letztlich fast sieben Stunden mit fünf Umstiegen inklusive einer privat organisierten PKW-Fahrt um eine Etappe zu umgehen. Ja, ich denke, jeder hat diesen Tag irgendwie anders verbracht, aber zumindest mir ging es dann so, dass als ich einmal am Abend dann auf dem Platz angekommen war, all der Stress und Ärger irgendwie verflogen waren. Ich lernte die ersten Zwei- und Vierbeiner kennen und bei der schönen Vesperplatte hatte man den Eindruck, dass alle die Mühen und Strapazen des Tages vergessen hatten: Am nächsten Tag konnte es dann auch richtig los gehen.

Während vormittags noch die letzten Gäste eintrudelten, war ein Großteil der schon Anwesenden nach dem Frühstück bereits zu einem ersten Highlight aufgebrochen – da ich hier nur für mich sprechen kann, muss ich dazu sagen, dass ich es jedenfalls als ein solches empfunden habe: Eine Gassi Runde mit Ausblick. Dieser gemeinsame Spaziergang führte nämlich auf keiner geringeren Route als dem Moselsteig-Wanderweg entlang. Nach einem kurzen Stück durch den am Platz angrenzenden Wald führte uns geradewegs auf einen der Panorama-Wanderwege schlecht hin der Region und eröffnete trotz des noch etwas wolkenverhangenen Himmels eine spektakuläre Sicht auf die steilen Rebhänge, der sich in der Mitte tief unten im Tal durchschlängelnden Mosel und auch den dort nebenan liegenden Dörfern, deren Kirchtürme pittoresk immer wieder zwischen den Rebzeilen hervorschauten. Ich für meinen Teil war von dieser Aussicht beeindruckt, obwohl ich vom Kaiserstuhl kommend ja auch nicht gerade wenige Reben und Weinberge um mich herum habe. Diese Aussicht durften wir eine ganze Weile genießen und uns außerdem auch über die immer mehr hervorkommende Sonne und den zunehmend blauen Himmel freuen, bevor wir dann für den Weg in Richtung Platz doch nochmal unsere Beinmuskeln etwas mehr anstrengen mussten.

Doch auf dem Platz, der sich übrigens inmitten von Feldern und Wäldern, neben dem Flugplatz von Winningen ganz oben auf der Bergkuppe befand, konnten wir uns alle dann etwas stärken und erfrischen, denn dafür war ja reichlich gesorgt. Mittlerweile hatten sich dann auch die letzten Gäste eingefunden, sodass es auch immer geselliger und gesprächiger wurde und man sich gegenseitig und natürlich auch die vorhandenen und abwesenden Vierbeiner kennen lernen konnte – von mir einmal abgesehen, sorgten auch die Zweibeiner, die in Begleitung eines oder mehrerer Vierbeiner waren immer wieder dafür, dass es für die Hunde nicht zu viel und zu stressig wurde, gönnten ihnen Pausen und Rückzugsmöglichkeiten. Neben zahlreichen Bergamaskern waren auch der ein oder andere „Außerbergische“ mit von der Partie, wodurch die Gruppe insgesamt doch bunt und interessant war, zumal die Gäste von überall herkamen: Aus ganz Deutschland waren Menschen mit ihren Bergamaskern gekommen und die Gruppe ist sogar international geworden, da auch einige Gäste aus den Niederlanden angereist waren.

Am Nachmittag fanden sich dann auch zwei Gruppen zusammen: Die einen, die den Trüffelsuche-Schnupperkurs machen wollten und die anderen, die ein paar Fotos von ihren Vierbeinern als Andenken an das Treffen haben wollten. Die Gruppengrößen waren nicht unbedingt ausgeglichen, aber jeder dürfte wohl auf seine Kosten gekommen sein und seinen Spaß gehabt haben, womit das Wichtigste ja erreicht worden war. Und wer von der Fahrt oder dem Tag k.o. war hatte natürlich auch jederzeit die Möglichkeit, sich selbst mal eine Pause zu gönnen, Siesta zu halten oder in Ruhe für sich spazieren zu gehen.

Der Platz füllte sich dann aber wieder wie von Zauberhand als sich wohl herumsprach, dass der Grill angefeuert worden war. Neben Steaks und Würsten, für die die Vierbeiner vermutlich alles getan hätten, um auch nur ein Stück davon abzubekommen, gab es auch ein abwechslungsreiches Salatbuffet sowie selbstgemachtes Tiramisu ohne, mit und mit viel Alkohol als Nachtisch. Nach dem Grillen, als es langsam auch dunkler und unweigerlich auch kühler geworden war, wurde die Glut des Grills als Grundlage für ein ordentliches Lagerfeuer genommen, um das herum sich die Zwei- und auch noch der ein oder andere Vierbeiner versammelte. Aber man merkte vor allem den vierbeinigen Gästen an: Der Tag war lang und aufregend gewesen. Während sich ein paar „Nachteulen“ noch an einer Weinprobe mit unterschiedlichen Weinen aus der Region und mitgebrachten, selbstgebrannten Schnäpsen aus anderen Regionen versuchten, suchten andere dann irgendwann die kuscheligen Betten auf, zusammengefasst, wurde der Abend gemütlich ausklingen lassen.

Und das war auch klug, denn der nächste Tag begann für einige (nach dem gemeinsamen Frühstück, versteht sich) mit einem Stadtspaziergang durch Koblenz: Die Weinberge, Reben und Panoramaaussichten wurden für ein paar Stunden von Denkmälern, Flüssen und Stadtgeschichte abgelöst. Der Treffpunkt war am Rheinufer unterhalb der Festung Ehrenbreitstein, wo dann auf die Fähre gewartet wurde, die die versammelte Mannschaft auf die andere Seite des Rheins bringen sollte. Und mit so vielen Zwei- und Vierbeinern hatten wir zwar nicht das ganze Boot, aber zumindest eins der Decks (fast) für uns allein. Das Schönste daran war jedoch, dass sich die Vierbeiner alle vorbildlich benahmen und vorgaben, nie auch etwas anderes gemacht zu haben, als Boot zu fahren.

Auf der anderen Seite angekommen wurde gemütlich mit Blick auf die Festung bis zum Deutschen Eck spaziert, wo sich Rhein und Mosel treffen. Es wurde das obligatorische Gruppenfoto gemacht, für das ich auch extra noch mein Fotobanner mitgebracht hatte, und alle sahen sich noch in Ruhe um. Wobei „Ruhe“ bei der Anzahl an Touristen relativ ist, zumal nicht wenige auf einmal viel interessierter an diesen Hunden waren, die plötzlich überall verteilt auf dem Platz anzutreffen waren. Immerhin hatten manche den Mut, dann einfach mal zu fragen, während andere „heimlich“ Bilder machten oder auch hinterrücks redeten. Aber man muss dabei auch mal erwähnen, wie genial die Zusammensetzung der Hunde auch zufällig war: Der jüngste Bergamasker bei dem Spaziergang war gerade mal fünf Monate alt, der älteste etwa sechs Jahre (das etwa kommt daher, dass ich mich nicht mehr genau erinnere, nicht aber, weil das Alter unbekannt ist). Nur das Farbverhältnis war nicht ganz so schön verteilt, da sämtlichen Stadtspaziergangsbergamasker schwarz waren, jedoch nicht ein merle-farbener dabei war. Dafür waren aber noch eine kleine Lagotto-Dame und zwei Pyrenäenberghund-Damen mit dabei, die ebenfalls das Interesse der Menschen weckten. Wir spazierten noch in einer Parkanlage hinter dem Deutschen Eck herum und besuchten den Klostergarten der Basilika Sankt Kastor, wo dann auch die Hunde jeweils noch auf ihre Kosten kamen, da durch die noch sehr sommerlichen Temperaturen die Brunnen und ein Wasserspielplatz in Betrieb waren, die für ordentlich Abkühlung sorgten. Und auch für die Zweibeiner gab es dann noch im angrenzenden Biergarten ein wenig Erfrischung. Dann ging es langsam zurück zum Fähranleger und schließlich wieder per Bootsfahrt auf die andere Rheinseite.

Auf dem Platz hatte man sich schon langsam angefangen zu wundern, wo die Stadtspaziergänger denn wohl bleiben. Die Dagebliebenen hatten sich nochmals in den Weinbergen umherbewegt und dort ein paar schöne, ruhige Stündchen verbracht. Später gab es dann nochmal das Angebot Trüffelsuche auszuprobieren oder eben mit mir Fotoandenken in den Reben zu machen, während wie auch bereits am Samstag auf dem Platz noch Nachzuchtkontrollen der „Nachwuchsbergamasker“ stattfanden. Nach den letzten Fotos beschloss ich noch einen kurzen Spaziergang in den Reben zu unternehmen und die Aussicht auch nochmal bei untergehender Abendsonne zu genießen, bevor ich mich dann auf den Weg zurück auf den Platz machte, die Fotos sortierte, diese auf Bergamasker-USB-Sticks zog und an die entsprechenden Besitzer verteilte. Erst dann hatte auch ich die Muße zu Abend zu essen: Kürbissuppe und Chili con Carne sowie wieder Tiramisu als Nachtisch – Wer kann da schon nein sagen? Und auch der heutige Abend wurde am Lagerfeuer beendet, bevor es dann langsam auch zumindest für mich hieß, Abschied zu nehmen.

Denn während am Montag abgebaut und zusammengepackt wurde, viele sich am Morgen auch nochmal zumindest kurz gesehen haben dürften, verbrachte ich das Ende dieses verlängerten Wochenendes, wie ich es auch gestartet hatte: Im Zug. Und natürlich hatte auch dieser Verspätung – wenigstens aber nur eine und nicht über drei Stunden…

Doch bevor ich jetzt mit diesem persönlichen Ärgernis den Bericht beschließe, möchte ich lieber mit den Gedanken, die ich auf der Rückfahrt hatte, beschließen: Es war das erste Bergamasker Treffen meines Lebens, aber ich bin mir doch recht sicher, dass es nicht das letzte gewesen sein wird. Es war ein schönes und vielseitiges Wochenende mit vielen netten Menschen und ihren ebenso netten Vierbeinern, wofür es sich definitiv gelohnt hat, zu kommen.

Und wo war mein Bergie?

Der hat mit meinem Vater am Bahnhof auf mich gewartet und konnte sein Glück wohl kaum fassen, mich wieder zu haben. Und die Leute um uns herum blieben stehen, um sich dieses Freudenspektakel anzusehen.

Eure Berit

1 Comment

  1. Susanna Batteiger-Ege says:

    Sehr schön geschrieben, danke, und hoffentlich können wir beim nächsten Treffen dabei sein.

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