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1. Internationaler Hüte-Champion

1. Internationaler Hüte-Champion

Text und Fotos : Rahel Koller

Letztes Jahr (2016) im April sind Dolce und ich das einzige Mal im ganzen Jahr an einem Trial (Hüte-Wettkampf) gestartet. Das war der zweite Trial überhaupt, den Holland organisiert hatte. Und dieses Mal konnte man auch eine Anwartschaft auf den Internationalen Hüte-Champion (CACITR) gewinnen. In Italien war das bisher nicht möglich und in Deutschland hatte ich es 2013 bei der Einführung des Int. Hüte-Champions in Talheim das einzige Mal erlebt. Ungarn und Tschechien wären glaub noch weitere CACITR-Möglichkeiten gewesen. Aber irgendwie war es mir bisher dann doch zu weit, denn wir starteten ja nur aus Freude an der Sache, nicht mit einem bestimmten Ziel.


Aber irgendwie scheinen uns die Bedingungen in Holland sehr zu liegen und es gelang uns, an einem Tag den Sieg heimzufahren und ein CACITR zu ergattern. Da ich 2013 mit der erst 2-jährigen Dolce in Talheim unter den Augen von gleich 3 Richtern, hinter Philipp Haeyaert, DEM Franzosen mit seiner erfahrenen Hündin Baccara, erstaunlicherweise den zweiten Platz erreicht hatte und somit ein Res-CACITR gewonnen hatte, reichte mir der Sieg in Holland für den Int. Hüte-Champion.


Es sollte allerdings noch knapp über ein Jahr gehen, bis ich schlussendlich meine Urkunde erhalten habe! Laaaange Geschichte mit vielen Mails hin- und her zwischen der SKG und der FCI und dem organisierenden holländischen Club. Aber anfangs Mai 2017 hatte ich sie dann im Briefkasten – die Urkunde! Somit ist es nun offiziell (einige haben es schon auf Facebook gesehen): Dolce ist Internationaler Hüte-Champion! Und der erste Hund überhaupt, dem das bis jetzt gelungen ist! Ich hoffe, es werden noch viele folgen.

Es war nie ein Ziel …und alle, die unseren Hütestart im 2012 mitverfolgt hatten, hätten wohl nie gedacht, dass das mit dem Hüten je noch etwas werden würde! Dolce mit (zu) viiiiel Temperament und Instinkt und ich… total überfordert! Lynn Leach hat auf den Seminaren, die ich bei ihr besuchte, als sie auf Europatour war, den Startschuss gegeben in ein geregeltes Hüten und wir haben nichts anderes gemacht, als ihre Tipps umgesetzt. Dann ging es plötzlich schnell. Im Herbst dann in Italien den HWT und Klasse 1 gemacht. Da Dolce damals noch keine 2 Jahre alt war, blieb ich in der Klasse 1, bis ich aufsteigen musste. Auch in der Klasse 2 hatten wir keine Eile. Doch mit ihren guten Resultaten waren wir schwups in der Klasse 3 und konnten uns auch dort behaupten. Dann die ersten Trialerfahrungen in Deutschland. Wir hatten die große Ehre, zweimal unter Wilfried Scheld starten zu dürfen. Er hatte mich und damals Ciuffa im 2010 schon einmal in Italien gerichtet und war begeistert. Das hatte ich auf das damals tiefe Niveau der Italiener geschoben. Inzwischen haben die Italiener ganz starke Teams am Start! Rückblickend muss ich dazu noch sagen, dass Ciuffa im Vergleich zu Dolce eine Hüte-Null war. Sie war sehr gehorsam und hatte alles gemacht, was ich ihr sagte, aber sie war mit Null Instinkt ausgestattet und wäre NIE auf die Idee gekommen, mir Schafe zu bringen! Und nun durfte ich in Deutschland an zwei verschiedenen Orten unter total unterschiedlichen Bedingungen mit Dolce wieder von Scheld beurteilt werden. Ich ging immer völlig ohne Erwartungen und Hoffnungen. Es waren einfach Dolce und ich, die neue Erfahrungen und Herausforderungen gesucht hatten. Und was soll ich sagen…? Egal, wo wir starteten, wir liefen fast immer aufs Podest oder waren zumindest in der vorderen Hälfte des Teilnehmerfeldes anzutreffen. Und trotzdem hatte ich immer das Gefühl, na ja, Glück gehabt.


Als ich dann im Sommer vor zwei Jahren für drei Wochen in Deutschland bei einem Berufsschäfer mithelfen durfte, er Dolce und mir seine 1000 Schafe anvertraute und ganz cool meinte, er müsse im Stall noch etwas erledigen, ich solle einfach schauen, dass sie hier nicht auf die Straße gingen und dort nicht über den Weg, musste ich halt schauen, dass wir diese Aufgabe irgendwie meistern konnten. Und so standen wir plötzlich den ganzen Tag mit 1000 Schafen allein in der fränkischen Gegend rum. Am Ende unserer drei Wochen, wollte er mir sogar noch ein Lamm schenken! Er war von Dolce begeistert, da sie trotz gezielten Bissen, keinen Schaden anrichtete. Das sah bei seinem Rüden ganz anders aus! Das Beißen hatte sie allerdings auch dort erst richtig gelernt.
Dann waren wir im gleichen Sommer auf Frankreichtour bei erfahrenen französischen Schäfern. Zuerst noch bei Steve Jaunin in der Westschweiz. Da musste ich Dolce kurzerhand das Beißen wieder abgewöhnen, als sie gleich mehrmals mit Schwung Steves kleinen Ouessants und Skudden umwarf. Aber auch da, ohne Schaden anzurichten. Das musste aber aufhören und so hatten wir bei Steve gleich auch ein Trainingsziel.
Danach sind wir weiter gefahren nach Frankreich zu Gérard Amoros, Piccard-Züchter und eine Größe im französischen Hütegeschäft.

Er meinte relativ schnell, dass er Dolce schon nehmen würde, falls ich sie mal nicht mehr haben wollte. Etwas später dann noch bei Pierre Trolliet, ein Berger de Pyrénées Züchter und ebenfalls alter Schäfer. Als auch er hin- und weg war von Dolce, begann ich langsam zu glauben, dass sie wohl wirklich ein spezielles Hütetalent war/ist. Denn DAS waren ja auch richtige Schäfer, die wussten, von was sie sprachen. Nicht einfach „nur“ Richter.
Na ja, jetzt weiss ich, dass ich ein richtiges Hütetalent zu meinen Füssen liegen habe. Nun auch offiziell mit Urkunde …und trotzdem ist sie mein liebenswürdiger Kindskopf, die nur seriös wird, wenn sie an den Schafen arbeiten darf und sonst nur spielen im Kopf hat. Und jetzt, wie weiter?

Anfangs September findet das erste Mal ein FCI-Trial in der Schweiz statt (ebenfalls mit CACITR-Möglichkeit). Ich werde nicht teilnehmen. Wenn ich Zeit und Lust dazu habe, werde ich Steve Jaunin fragen, ob er Hilfe gebrauchen kann. Aber am Trial starten werde ich nicht. Das Teilnehmerfeld ist zwar wieder international spannend besetzt.
Ich habe mich, nach 1,5 Jahren Wettkampfpause nun am Raduno in Italien für den Hüte-Wettkampf angemeldet. Dieser findet in einem wunderschönen Naturschutzpark statt. Ob wir eine Chance haben werden, weiss ich nicht, da ich wohl keine 5 Trainings hinter mir habe seit dem letzten Wettkampf in Holland. Aber die gemütliche Stimmung in Italien reicht mir vollkommen, um daran teilzunehmen.

 

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