Text und Fotos von: Annette Rüter-Dörre
An einem Freitagmorgen im Juli wurde ich schon früh geweckt und fuhr schlaftrunken mit meiner Besitzerin Annette im Auto nach Rheine.
Da waren wir schon öfter, aber heute hatte Annette etwas von “ Prüfung“ gesagt, was immer das auch sein mag.
Als wir dort ankamen, waren schon viele andere Hunde mit ihren Menschen da. Aber ich hatte schon an den Vortagen mitbekommen, dass die Kumpels mit meinem Bergihumor nicht so viel anfangen können. Sie waren auch schon älter. Aber was soll`s!
Und dann ging es los:
Ich musste mich hinlegen, und Annette ging ganz weit weg. Das hat man als Bergamasker ja nicht so gerne. Als sie mich rief und ich freudig zu ihr laufen wollte, rief sie völlig unsinnigerweise „Platz“, und ich habe mich „Zack“ auf den Boden gelegt. Das schien richtig gewesen zu sein, denn ich wurde gelobt und bekam ein ordentliches Stück Pansen.
Im Haus ging es weiter:
Im Raum saßen 2 Personen. Die eine kannte ich nicht. Man nannte sie Prüferin. Der andere war unser Ausbilder, oft etwas laut, aber nett.
Es folgten einige Übungen, deren Sinn ich leider nicht erklären kann. Aber muss man alles verstehen?
Ich musste mich mitten in den Raum legen und Annette ging nach draußen. Sonst bleibe ich IMMER liegen, aber sie war heute etwas anders als sonst, deshalb stand ich auf, um nach ihr zu sehen. Annette war darüber ziemlich sauer und hat sehr geschimpft, also blieb ich dann doch lieber liegen. Die Prüferin lief um mich herum. Ob sie etwas suchte? Dann kam zum Glück Annette zurück, und es gab ein Leckerli.
Als nächstes rief die Prüferin mich zu sich und hielt mir ein Leckerchen vor die Nase, rückte es aber nicht raus. Als ich es schließlich doch nehmen durfte, stellte ich fest, dass es nicht meine Sorte war. Da musste sie erst ein besseres besorgen, dass ich dann sehr vorsichtig aus ihrer Hand genommen habe. Das fand sie anscheinend gut und hat mich gelobt.
Dann musste ich mich ausgestreckt in Schlaflage auf den Boden legen. Die Frau war wohl müde und legte sich auch hin. Meinen Rücken benutzte sie als Kopfkissen. Keine Super- Idee, aber so weit okay. Allerdings begann sie während wir lagen, an meinen Dreads herum zu fummeln und wollte von Annette wissen, wie die zustande kommen. Ich habe derweil tapfer durchgehalten.
Plötzlich wurde die Prüferin völlig unausgeglichen: sie fing an zu kreischen, wuschelte wild in meinem Fell herum und zog sogar an meinem Schwanz. Erst habe ich mich etwas erschrocken und mich in Sicherheit gebracht, aber dann habe ich mich gefragt, ob das vielleicht ein neues Spiel ist, bin zur Prüferin gelaufen und habe mir ein Leckerchen bei ihr abgeholt.
Die nächste Übung war aus meiner Sicht völlig sinnlos.
Ich wurde vor einen vollen Futternapf gesetzt, Annette verließ den Raum und ließ mich stumpf sitzen. Als sie wieder zurückkam, und mich zu sich rief, gab es lecker Pansen. Da konnte mir dieser blöde Napf sowieso gestohlen bleiben.
Noch eine seltsame Idee: Wieder musste ich mich hinsetzen und Annette begann Leckerchen um mich herum zu werfen, hat mich sogar getroffen. Ich habe diese aber einfach ignoriert und woanders hingeguckt. Verstehe einer die Menschen.
Schließlich wurden die Aufgaben zum Glück etwas unterhaltsamer:
Ich musste Holzstecker aus einer Leiste ziehen und zu Annette bringen, durch den Tunnel laufen, meine Handtasche holen, auf einem Stuhl sitzen und eine Acht laufen – also eigentlich eher Pipifax- und dann waren wir fertig.
Den Rest des Tages musste ich mir gefühlte 1000 PowerPoint Vorträge anhören und durfte nicht mal meinen Senf dazu geben, als Annette dran war, obwohl ich doch selbst in dem Film zu sehen war.
Zum Abschluss des Tages bekamen wir ein Blatt Papier, dass ich aber nicht einmal zerkauen durfte als ich es kurz stibitzt hatte. Es wurde uns gratuliert und ein Foto gemacht. Und dafür der ganze Aufwand?
Zuhause gab es zum Glück noch zur Belohnung einen Knochen und mir wurde gesagt, dass ich jetzt ein Therapiebegleithund bin mit 2 Jahren TÜV.
Eure Florina mit Frauchen Annette