Blog

Lucky – ein Bergi berichtet über sein Leben mit der Corona-Krise

Text: Lucky und seine Zweibeiner Aleks und Maxi

Fotos: Aleksandra Bartkowiak

Liebe Bergis, liebe Zweibeiner,

Seltsame Zeit, in der wir leben. Die Corona-Krise hat uns fest im Griff, sagt Frauchen. Seit das neue Virus in Wuhan ausgebrochen ist (womöglich aus einem Labor? die Wahrheit werden wir vermutlich nie erfahren), stockt der Welt wortwörtlich der Atem. Unermüdlich breitet sich die Seuche aus und lehrt die Menschheit das Fürchten. Wer hätte gedacht, dass ein kleines Teilchen, noch nicht mal ein Lebewesen, die Weltherrschaft an sich reißt…

Schwacher Trost in Angesicht der vielen Verluste: Uns Hunde macht das neuartige SARS-Covid-2 nicht krank und wir hoffen, dass wir das Virus auch nicht auf unsere Menschen übertragen. Das derzeitig grassierende Corona-Virus ist übrigens nicht mit dem caninen Corona-Virus, welches bei Hunden v. a. Durchfälle verursacht, zu verwechseln. Nichts desto trotz, werden zahlreiche Vierbeiner, aus Angst ihrer Menschen vor Ansteckung, ausgesetzt. Gemein.

Wir Bergis hierzulande haben mehr Glück, uns geht es gut. Denkt immer daran, wenn es schwierig wird! Und – verliert nicht den Humor! Vielleicht hat jemand von Euch auch Lust, seine Erfahrungen aus seinem Alltag während der Corona-Krise mit der Bergi-Gemeinschaft zu teilen? Ich fange mal an.

Nichts ist mehr, wie es mal war. Alle sollen zu Hause bleiben – grundsätzlich nichts gegen anzuwenden, ich war seit Wochen nicht mehr allein! Für einen Bergi ist es natürlich super, seine Leute ständig, um sich zu haben. Dachte ich. Anfangs. Nun wird es langsam ein Wenig anstrengend. Was ist mit meiner Privatsphäre? Kein ungestörtes Katzenjagen, keine fünf Minuten Ruhe – dafür neue Jobs: Babysitter, Psychologe, Personal Trainer. Sind Bergis eigentlich systemrelevant?

Wer nicht zu Hause bleibt, hält draußen Abstand und vermummt sich mit Mundschutz. Fein, ihr Tanten, jetzt dürft ihr die Kinder auch nicht mehr abschlecken! Außerdem tragen viele Menschen Handschuhe und waschen und desinfizieren sich wie verrückt die Hände. Dran lecken macht so keinen Spaß mehr! Aber vielleicht hört es bald auf, Seife ist ausverkauft. Ähnlich wie Nudeln, Mehl und Klopapier. „Klopapier“ wird das Unwort des Jahres, sagt Frauchen. Andere Kandidaten auf diesen Titel wären „Hamsterkäufe“ und „Desinfektionsmittel“. Ich plädiere für „Bobtail“, mit dem mich die meisten verwechseln.

Zum Thema Desinfektionsmittel… Frauchen lachte sich gestern schlapp, als ihr die Nachbarin mit dem Stolz eines Jägers ganze drei Flaschen der heiß begehrten antiBAKTERIELLEN Flüssigkeit – erbeutet im nahgelegenen Drogeriemarkt, unter Einsatz ihres Lebens – für den Kampf gegen das VIRUS, präsentierte. Ich glaube, ob die Nachbarin im Urlaub unsere Blumen gießt, brauchen wir nicht mehr zu fragen…

Frische Luft tut gut. Frauchen hat für die Kinder – denke ich – einen Agility-Parcours aufgebaut. Ich habe mein Bestes gegeben: Die Kleine läuft es nach 3 Tagen fehlerfrei in Bestzeit. Der Große stellt sich weniger geschickt an, das liegt sicher an der Pubertät – ich habe hier keine fremde Person gesehen, sie würde ihm jetzt aber bei allem, was er tut im Weg stehen…

Über zu wenig Auslauf kann ich mich nicht beklagen. Wäre der Hannover-Marathon nicht abgesagt, hätte ich den locker gewinnen können, bei den Kilometern, die ich täglich drehe. Ich kann meine Leute ja nicht allein in den Wald lassen, also jogge ich abwechselnd mit beiden. Mit wem ich gerade unterwegs bin, lässt sich einfach erkennen: „Lucky, komm, weiter!“ (Herrchen), „Lucky, warte auf mich!“ (Frauchen).

Die Kinder bevorzugen hingegen Fahrradtouren. Weil ich nach dem Joggen angeblich noch nicht ausgelastet bin, fallen diese meistens länger aus als geplant. Um die Kinder nicht gleich bei der Abfahrt zu verschrecken, hat Herrchen eine Geheimsprache entwickelt: „nur kurz eine kleine Waldrunde“ = wird heute nix mit dem Mittagessen, „das ist eine Abkürzung“ = 10 km oben drauf, „ich zeige euch einen neuen Weg“ = wir finden nie wieder nach Hause…

Als Ausgleich zum Muskelkater in den Beinen quälen meine Menschen ihre Finger stundenlang an der Tastatur. Homeoffice und Homeschooling sagen sie dazu. Weil das Ganze nur theoretisch und nicht praktisch funktioniert, gibt es nun zwei Typen, mit denen Frauchen öfter schimpft als mit mir: „Internet“ und „Mathe“. Mit Mathe scheint auch der Junior auf Kriegsfuß, dafür schreibt er für die Zeit nach der Apokalypse seine Memoiren – ich habe sein Corona-Tagebuch gefunden:

Tag 1

Die Schule wird geschlossen! 5 Wochen! Zu! Es ist mein Glückstag!

Tag 2

9.00 Uhr, die Sonne scheint, die Vögeln zwitschern, ich liege im Bett… Hä? Warum ist das kleine Monster – und damit meine ich nicht den Hund – noch hier? Wie KiTa auch zu? Was ist das Gegenteil von Glückstag?

Tag 3

Ich habe es mir denken können. Frei ist nicht gleich Freizeit. Sagt nie: „Nein, wir haben keine Aufgaben von der Schule bekommen, Mama“. Wir putzen die Fenster. Warum? Die werden doch eh wieder dreckig.

Tag 4

Hätten wir die Fenster bloß dreckig gelassen. Jetzt kann man viel besser den Garten sehen – Rasen mähen, Sträucher schneiden… ich habe es geahnt. Wenn ich denjenigen erwische, der hier so viel Hecke gepflanzt hat! Der Nachbar hat uns dreimal die Kettensäge angeboten. Antwort meiner Mutter: „Danke, wir haben auch eine. Mit der würden wir aber ZU SCHNELL fertig werden“…

Tag 5

Versuche Lucky den Slalom beizubringen. Julia läuft es schon ganz gut. Muss nochmal Mama fragen, für wen der Parcours eigentlich gedacht war. Ps.: Die Hürde ist nicht mein Freund.

Tag 6

Gartenarbeit mit Papa. Legendärer Wurzelreißer versucht meinen Schuh und sein eigenes Kabel zu fressen. Epischer Kantenschneider verwechselt Unkraut mit Mamas Blumen. Der Rasenmäher… Ich darf rein und soll ein Buch lesen.

Tag 7

Was hat es mit dem Klopapier auf sich? Dass man Lebensmittel hortet, kann ich ja noch verstehen. Aber Klopapier? Habe auf WhatsApp eine Challenge mit Alternativvorschlägen gestartet. Die Antworten: Taschentücher, Gras, Blätter, Zeitung, Schmirgelpapier…

Tag 8

Heute mal wieder eine Fahrradtour. Nur „eine kleine Waldrunde“. Brennnesseln kann man übrigens essen. Ich fühle meinen Hintern nicht mehr. Habe eine Eule gesehen – bitte, lass es eine für mich sein, aus Hogwarts.

Tag 9

Manche Sachen verlieren während der Corona-Krise ihren Sinn. Haha, Hausarrest z. B.

Tag 10

Ich hätte nie gedacht, dass ich es irgendwann sage, aber ja, ich vermisse die Schule…

Tja, so lernt man, viele Dinge im Leben zu schätzen, sogar die unliebsamen. Ich muss wieder los, der Wald ruft. Liebe Bergi-Freunde, bleibt zu Hause oder macht schöne Spaziergänge und versucht trotzt der ungewöhnlichen Situation das Beste aus dieser Zeit zu machen. Bleibt munter, bleibt gesund! Auf ein baldiges Wiedersehen,

Euer Lucky

7 Comments

  1. eine tolle lustige und aufmunternde geschichte , der als familienmitglied einen bergi und kinder hat, ist voll begeistert davon . ich rede mit meiner aella seit ich sie habe ueber alles. aber seit corona , reden alle mit ihr. die wir so bei kleinen spaziergaengen und wanderungen treffen , natuerlich mit abstand und oft durch maske . aella wird sich denken . so ein winzling von virus , so eine wirkung . liebe gruesse an lucky von aella .

    1. Aleksandra Bartkowiak says:

      Hallo Franz, vielen herzlichen Dank für die netten Worte. Es freut uns, dass Euch (ich gehe davon aus, dass Du Aella Luckys Geschichte vorgelesen hast ) unser Beitrag gefällt. Die Bergis sind schon was Besonders und ich stimme dir absolut zu, man kann sich ausgezeichnet mit ihnen unterhalten – oft verstehen sie uns besser als manche unserer Mitmenschen, hab ich das Gefühl. Und v.a. die Kinder sind froh, solch einen treuen „Sorgenfresser“ an ihrer Seite zu haben. Umgekehrt hoffe ich, dass sich der Bergi auch von uns verstanden fühlt Schönes Wochenende noch und bleibt gesund!

  2. Susanna Batteiger-Ege says:

    Ja so ist das. Muss man erleben, hätte man nie erfinden können. Gutes Durchhalten weiterhin.
    Was macht ihr mit dem Megasportler wenn das vorbei ist? Oder ein neuer Blogeintrag „mein erster Start beim Irondog-äh man-ein Champ verrät seine Trainingsstategien“

    1. Aleksandra Bartkowiak says:

      Hallo Susanna, über den weiteren Werdegang des Sportlers habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, Deine Vorschläge finde ich aber toll und der nächste Blogbeitrag kommt bestimmt. Liebe Grüße!

  3. Anita Dirks says:

    Eine total witzige Geschichte aus der Sicht von Lucky und dann die lustigen Tagebuchaufzeichnungen. Ich habe mich sehr gefreut den Blog zu lesen. Danke für die Empfehlung und das nette Gespräch auf dem Feldweg heute. Der Lucky ist ein toller Hund und die Tochter ist zauberhaft.

    1. Aleksandra Bartkowiak says:

      Hallo Frau Dirks, herzlichen Dank! Es war nett, Sie kennenzulernen. Wir freuen uns sehr, dass Sie gleich die Bergamasker-Seite besucht haben und dass Ihnen der Beitrag gefällt. Die Bergamasker-Gemeinschaft ist übrigens auch als Gruppe auf Facebook vertreten (Bergamasker-Hirtenhund Pastore Bergamasco). Denn, was ich vorhin noch verschwiegen habe: Wenn man sich für einen Bergamasker entscheidet, bekommt man nicht nur einen tollen vierbeinigen Freund, sondern eine ganze Familie dazu Liebe Grüße und vielleicht sieht man sich auf dem Feldweg wieder

  4. elke krause says:

    Toll geschrieben, eine tolle Geschichte. Freu mich auf mehr.

Schreibe einen Kommentar zu Aleksandra Bartkowiak Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert