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Aufregung bei den RastaCowboys oder Calipso, mein Held

Text und Fotos: Anke Callsen

Aufregung bei den RastaCowboys oder

Calipso, mein Held

Es ist immer dasselbe. Immer, wenn man gerade auf Klo sitzt, klingelt das Telefon, bellen die Hunde oder, oder…
In diesem Fall ist es der Aufschrei meines Mannes, der mich förmlich elektrisiert.
„Sch…, da steht ein Ochse auf dem Hof – ein schwarzer!!!“ Oh, nein, sind jetzt etwa die Jungtiere ausgebrochen? Heute Morgen hatten sie schon die Raufe von der Wand gerissen. Haben sie jetzt etwa die Stalltür zerlegt? Also runter vom Klo, Hose hoch und los. In der Zwischenzeit höre ich meinen Mann weiter rufen: „Jetzt sind da schon zwei, ein roter und ein schwarzer. Wie kriegen wir
die denn wieder? Nein, es sind nicht die Jungtiere, es sind unsere beiden Bullen!“

Und tatsächlich, als ich die Diele betrete, um meine Schuhe anzuziehen, sehe ich sie. Genau vor der Tür, mitten auf dem Hof, stehen meine beiden Deckbullen Bruno und Odin. Jetzt aber schnell, bevor die beiden auf die Straße rennen. Ein Glück, dass ich den Treibwagen noch habe. So aufgeregt, wie die Bullen jetzt sind, nachdem sie unverhofft ihre Freiheit wiederbekommen haben, bekommen wir sie nie einfach in den Stall gerieben.

Ich öffne die Tür, unsere Hunde haben zum Glück noch nichts bemerkt. Die Bullen laufen natürlich gleich los, direkt auf die Koppel, die an unseren Hof grenzt. Natürlich ist dort zurzeit kein Tor, aber am Ende befindet sich ein kleiner eingezäunter Bereich. Dort müssen sie jetzt hin, damit wir sie durch einen Durchgang in den Treibwagen treiben können.
Vorher müssen sie am Teich vorbei. Ich treibe sie langsam links vorbei, mein Mann läuft rechts herum, um das Tor zu öffnen. Sie laufen dann auch prompt in den eingezäunten Bereich. So weit, so gut, weg können sie jetzt nicht mehr.

Jetzt schnell den Trecker holen und den Treibwagen vor den Durchgang fahren.
Ich nehme den kleinen Trecker, der große, den ich sonst immer nehme, springt so schnell nicht an. Ich habe keine Zeit zu verlieren, es wird schon dunkel. Also starte ich den Trecker, will den Treibwagen anbauen – Mist, verkehrte Ackerschiene! Also Ackerschiene umbauen, Treibwagen anhängen und los. Bevor ich Gas gebe rufe ich meinem Mann zu: „Bring den Hund mit!“ Antwort: „Schleppleine?“ „Nein!!!“ (Schleppleine, der immer mit seiner Schleppleine!) Dann fahre ich los: durch das Tor, über den Hof, durch das nächste Tor, um die Eiche rum, nicht in den Graben, die Straße entlang, links abbiegen, nicht mit dem Treibwagen in den Graben, das passt. Um die Ecke, Mist, der Pfeiler, wie gesagt, ich habe den falschen Trecker. Also zurück, nicht in den nächsten Graben. Beim zweiten Versuch klappt es, ich komme knapp mit dem Rad am Pfeiler vorbei. Die Auffahrt hoch, mein Mann öffnet schwungvoll das Gatter zur Wiese. Zu schwungvoll, plötzlich ein Ruck. Der Trecker ist schon auf der Wiese, das Rad vom Treibwagen rammt das Tor. Also wieder zurück, Tor weiter auf, dann passt es.

Jetzt muss ich rückwärts an den Durchgang fahren. So, wie ich sonst immer fahre, geht es nicht. Dort liegen Zweige und Holz im Weg, wir sägen gerade den Knick ab. Mit dieser Aktion hatte ich nicht gerechnet. Also fahre ich gerade an den Durchgang. Dafür muss der Treibwagen vorher geöffnet werden. Ein Risiko, da wir dann erst vorfahren müssen, um ihn wieder zu schließen. Egal, darüber mache ich mir nachher Gedanken. Es ist schon fast dunkel.

Calipso mein Bergamasker Hirtenhund erwartet mich schon, als ich den Trecker verlasse. Mein Mann ist bei den Bullen auf der Wiese. Calipso und ich quetschen uns durch den Treibwagen und folgen meinem Mann. Als ich die Wiese erreiche hat Calipso die Bullen schon in die Ecke getrieben. So wild und aufgeregt, wie die sind (sie haben sich schon die ganze Zeit gestritten), greifen sie aber eher den Hund an, als dass sie sich hüten lassen.
Ich eile Calipso zur Hilfe und die Bullen nehmen Reißaus. Calipso nimmt die Chance wahr und heftet sich an ihre Fersen. Er treibt sie zügig Richtung Durchgang. Sie haben keine Zeit nachzudenken und laufen direkt durch den Durchgang und in den Treibwagen. Das hätte auch anders ablaufen können! Ich laufe hinterher, Calipso hält inne und kommt ein Stück zurück. Die Bullen fangen wieder an, sich zu streiten. Calipso will eingreifen und bekommt einen Tritt. Er kommt zu mir und wir beide quetschen uns wieder durch den Treibwagen, mein Mann schließt die Tür vom Durchgang. So weit, so gut. Jetzt muss ich nur noch vorfahren, dann kann mein Mann den Treibwagen schließen. Also starte ich den Trecker. Calipso bleibt zurück und bellt die Bullen an, damit sie sich benehmen. Ich fahre langsam an, die Bullen haben sich beruhigt und gehen ordentlich mit. So kann mein Mann den Treibwagen schließen. Geschafft! Jetzt könne sie nicht mehr weg.

Nun müssen wir nur noch nach Hause fahren, wobei die Bullen im Treibwagen mitlaufen müssen. Damit sie sich nicht streiten oder stehen bleiben, treibt Calipso sie von außen an. Er liebt dieses Nachhüten. Dabei kann er zeigen, wie schnell und wendig er ist. Er bellt wütend, er ist auch aufgeregt, außerdem hat er den Tritt noch nicht vergessen. Dann fahren wir los: durch das Tor, am Graben vorbei, es ist sehr eng. Dann rechts herum auf die Straße, so rum passt es besser. Jetzt die Straße entlang, rechts herum an der Eiche vorbei und auf den Hof.

Damit ich rückwärts an den Stall fahren kann, muss mein Auto weg. Der Schlüssel ist bei den Hunden auf der Diele. Ich höre klein Amaretto schon vom Trecker aus bellen. Er will seinem Vater helfen! Ich hole den Schlüssel, erwische Amaretto noch am Halsband und schiebe ihn zurück. Dann fahre ich mein Auto weg.
Jetzt kann ich rückwärts an den Stall fahren. Es ist schon dunkel. Beim zweiten Versuch stehe ich richtig. Mein Mann öffnet die Türen, die Bullen sind etwas verwirrt und wissen nicht wohin. Also helfe ich Calipso. Er bellt links, ich gebe Bruno einen Klapps von rechts. Schon marschieren beide los, direkt in ihre Box, froh, die Aufregung überstanden zu haben.
Als ich die Boxtür schließe, steht auch schon Calipso neben mir, schwanzwedelnd und richtig glücklich! Er hat seine Arbeit wieder gut gemacht. Ohne ihn hätten wir die Bullen nie durch den Durchgang bekommen. Sie wären stundenlang im Kreis gelaufen! Also wird er gelobt und ordentlich durchgeknuddelt – was täten wir bloß ohne ihn!

Und jetzt möchte ich endlich meinen Tee trinken. Wir waren den ganzen Tag draußen und ich habe Hunger. Außerdem ist mir kalt, ich habe keine Jacke angezogen!
Calipso läuft freudig zur Dielentür. Er erinnert sich an seinen Knochen, den er bekommen hat, bevor wir die Bullen einsammeln mussten. Allerdings glaube ich nicht, dass der Knochen noch da ist. Ich habe aber noch einen. Den bekommt er jetzt und vertilgt ihn prompt.
Dann liegt er in der Küche und lacht mich zufrieden an. So tolle Arbeit muss eigentlich besser belohnt werden. Dafür bekommt er seine Leibspeise: einen Mozzarella, ganz für sich alleine. Die anderen Hunde müssen zugucken, sie haben sich ja schon die Knochen geteilt!

Während ich dann meinen wohlverdienten Tee trinke, schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: Habe ich eigentlich gespült?!!!

Anke Callsen

2 Comments

  1. Hannelore Bilz says:

    Wunderbar geschrieben , ganz schöner Stress , lustig und zum Lachen !
    Aber wie sieht ein Treibwagen aus ?
    Viele Grüße von Foppolos & Anthonys Oma

  2. Herrlich… nein, gespült wurde nicht 🙂

    Beste Grüße nach langer Funkstille mal wieder aus Sachsen von Apollo und Knut Kupsch.
    Ich hoffe, auf dem Callsen-Hof ist alles im grünen Bereich.

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